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13.07.2016 | Artikel

Grundschule - leistungsstark aber mit Nachholbedarf

Von: Dieter Eckert

 

Bei internationalen Leistungsvergleichen erreichten deutsche Schüler/innen in den letzten Jahren Plätze im oberen Viertel. Bei der Finanzierung und Ausstattung der Grundschule landet Deutschland inzwischen zumindest im OECD-Mittelfeld und auch im innerdeutschen Vergleich hat die Grundschule ihren Rückstand gegenüber der Sekundarstufe I und II etwas aufgeholt. Zudem sind die Klassen bis 2014 kleiner geworden, was sich aktuell allerdings wieder zu ändern scheint.
Im Auft rag des Grundschulverbands h at Prof. Dr. Klaus Klemm das Gutachten "Finanzierung und Ausstattung der deutschen Grundschulen" erstellt. Drei Punkte aus der Untersuchung sind hervorzuheben: • Bei der Finanzierung der Grundschulen liegt Deutschland gerade mal im OECD-Durchschnitt. Deutschland gibt mit etwa 6.100 € pro Jahr und Schüler/in deutlich weniger aus als viele Länder, die mehr als jährlich 6.700 Euro verausgaben. Vor allem erhalten Kinder aus anderen OECD-Staaten während der ersten vier Schuljahre mit durchschnittlich gut 3.000 Stunden deutlich mehr Unterricht als die Kinder in Deutschland mit durchschnittlich gut 2.800 Zeitstunden. • Obwohl die Grundschule mit dem Kindergarten die Basis des Bildungssystems darstellt, ist ihre Ausstattung im Vergleich mit den weiterführenden Schulen immer noch unterdurchschnittlich. Dies gilt vor allem für die Lernzeit, die Kindern gewährt wird. So erhält ein Grundschulkind mit durchschnittlich rund 24 Wochenpflichtstunden erheblich weniger Lernzeit als Schüler/innen in den weiterführenden Schulen mit 31 Stunden. Benachteiligungen gibt es aber auch bei der Ausstattung von Büchern bis hin zu Computern und bei der Bezahlung von Lehrer/innen bis hin zur Schulleitung. • Auffällig sind generell die großen Unterschiede zwischen den Bundesländern bei den Ausgaben und insbesondere bei der Zahl der Unterrichtsstunden über die Grundschulzeit hinweg: So umfasst die Stundentafel z. B. in Berlin und Schleswig-Holstein 92 Wochenstunden gegenüber 104 in Bayern und sogar 108 in Hamburg.
Festzuhalten ist vor allem, dass den leichten Verbesserungen erheblich gewachsene Anforderungen in der Schulwirklichkeit gegenüber stehen: • Im Vergleich zu anderen Schulformen sind die Grundschulen am weitesten in der Entwicklung zu inklusiven Schulen. • Das Ganztagsangebot ist im Grundschulbereich am größten. Wenn der Nachmittag nicht zu einem bloßen Anhängsel werden soll, sind die Grundschulen in einem besonderen Maße bei der Planung, Abstimmung und Betreuung der pädagogischen Angebote gefordert. Hier fehlt jedoch Zeit und Geld. • Und drittens zur Bildungsgerechtigkeit: In vielen Grundschulen kommen 30% oder mehr der Kinder aus Armutsfamilien. Das macht schon den Fachunterricht erheblich schwieriger, es überfordert die Lehrer/innen aber auch oft in ihrer Zusatzfunktion als Sozialpädagogin oder Sozialarbeiter.

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