Noch immer beherrscht die Coronakrise unseren Alltag und fordert die geballte Aufmerksamkeit. Doch geraten durch diesen Fokus leicht die Schicksale vieler Menschen aus dem Blick – so auch das anhaltende Leid von Flüchtlinge in Teilen Europas. Die Lager Moria in Griechenland und Lipa in Bosnien haben es durch humanitäre Notstände und Brände zu trauriger Bekanntheit gebracht. Aber gerade im Angesicht dieser kollektiven Not dürfen wir nicht in ein Kollektivdenken verfallen, fordert der Historiker Philipp Ther.
Im Interview spricht er über die Vergangenheit und Gegenwart von Flucht, Migration und Integration. „Bei der derzeitigen Debatte finde ich es daher besonders wichtig, dass man Flüchtlinge nicht als Kollektiv und Objekte wahrnimmt, sondern sie als Subjektive der Geschichte ernst nimmt; als Menschen, die die Gegenwart mitgestalten und auch die eine eigene Stimme erheben können. Es ist immer wieder wichtig, den Flüchtlingen zuzuhören; es ist wichtig, etwas über ihre Erwartungen und Integrationserfahrungen zu erfahren, um dann als Aufnahmegesellschaft – und auch diese sollte man nicht zu kollektiv betrachten - eigene Erwartungen zu formulieren, zum Beispiel bei der Gleichberechtigung der Geschlechter. Integration ist ein wechselseitiger Prozess.“
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