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Sind Ganztagsschulen gute Lern- und Lebensorte?

Von: Dieter Eckert, Ursula Hawighorst-Rüßler, Sina Betz

 

Ganztagsschulen stehen für die Umgestaltung der traditionellen Schule zu einer Schule als Lern- und Lebensort. In intensiver Zusammenarbeit mit außerschulischen Trägern der Kinder- und Jugendhilfe und aus Kultur und Sport sollen umfassende und verlässliche Angebote der Bildung, Betreuung, Erziehung und Förderung für alle Schülerinnen und Schüler geschaffen und verlässlich umgesetzt werden. So können sie wirksame Beiträge zu Chancengerechtigkeit und Bildungserfolg aller Schüler*innen leisten.

 

Bildungserfolg darf nicht von sozialer Herkunft abhängen
Ganztagsschulen bieten damit eine gute und entscheidende Voraussetzung für die Verbesserung der Teilhabechancen insbesondere von Kindern aus benachteiligten Familien. Die AWO fordert deshalb den bedarfsgerechten Ausbau einer verlässlichen Bildung und Betreuung an deutschen Schulen. Sie setzt sich außerdem für einen Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung bis zum Ende der Grundschulzeit ein. Denn Bildungserfolg darf nicht von der sozialen Herkunft eines Kindes abhängen.

Eine ausgewogene Bildungsfinanzierung
Ein qualitativ anspruchsvoller Ausbau der Ganztagsschule erfordert jedoch eine politische Qualitätsoffensive. Da zudem Bildung eine Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge, eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, fordert die AWO eine ausgewogene und gemeinsame Bildungsfinanzierung von Bund, Ländern und Kommunen.

 

Die Situation von Ganztagsschulen ist oft schwierig

Die tatsächliche Situation von Ganztagsschulen sieht jedoch vielerorts problematisch aus. In Nordrheinwestfalen wurde beispielsweise 2003 das Konzept der Offenen Ganzstagsschule eingeführt. Es wuchs rasant. Inzwischen besuchen hier 43% aller Kinder im Primarbereich eine Ganztagsschule, 97 % aller Schulen arbeiten inzwischen im Ganztag. Die Finanzierung der Angebote der Träger, die zu 80 % Träger der Wohlfahrtspflege sind, erhöhte sich dagegen nur wenig. Die Zuschüsse von Land und Kommune liegen minimal bei ca. 1500 € pro Kind und Jahr und variieren immens, je nach zusätzlichem Engagement der Kommunen.

Keine Käfighaltung für unsere Kinder

Kreativer Protest gegen beengte Verhältnisse in Schulen: "Keine Käfighaltung für unsere Kinder"

Träger schlagen Alarm
Deshalb schlagen die Träger nun Alarm: Angebote wie das Mittagessen, Begleitung von Hausaufgaben und Freizeit- und Förderangebote lassen sich nicht mehr finanzieren. Die Qualität der pädagogischen Arbeit sinkt. Es gibt teils lange Wartelisten. Der Platzbedarf kann durch das Raumangebot in den Schulen nicht mehr gedeckt werden.

 

NRW Kampagne „Gute OGS darf keine Glückssache sein“

Aus diesen Gründen startete die AWO in NRW 2014 eine Kampagne, deren Inhalte die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege unter dem Motto „Gute OGS darf keine Glückssache sein“ übernahm. Gefordert wurden eine Erhöhung der Finanzierung, eine gesetzliche Regelung, gleiche Standards für Personal und Ausstattung und der weitere Ausbau. Die Kampagne fand an hunderten von Orten in Schulen und den Kommunen eine breite Öffentlichkeit.

 

Der landesweite Abschluss am 12.7.2017 vor dem Landtag in Düsseldorf mit mehr als 3000 Menschen machte der neuen Landesregierung von CDU/FDP Druck. Die beiden Minister*innen, die den Forderungskatalog entgegen nahmen, sicherten eine zeitnahe Prüfung zu. Das Thema ist nun einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Die Veranstalter*innen, die Wohlfahrtsverbände und federführend die AWO, sind sich einig und  werden eine Verbesserung dieses bedeutsamen pädagogischen Arbeitsfeldes einfordern.

Nahaufnahme: Projekttag von „Till Eulenspiegel“ in Düsseldorfer Ganztagsgrundschule

Kinderrechte im Fokus

„Welche Rechte, aber auch Pflichten habe ich?“, „Wann und wie sind die Kinderrechte entstanden?“, „Wie ist die Situation von Kindern in anderen Ländern?“ - all diese Fragen standen im Mittelpunkt des Projekttages zum Thema Kinderrechte, den die AWO Düsseldorf organisiert und an der Offenen Ganztagsgrundschule Leuthenstraße veranstaltet hat.

 

Rund 50 Mädchen und Jungen der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule „Astrid Lindgren“ konnten einen ganzen Tag lang im Rahmen des Ferienprogramms 2017 an verschiedenen Workshops und Aktionen zum Thema Kinderrechte teilnehmen. Auf spielerische Weise vermittelte „Till Eulenspiegel - der Jugend- und Kinderanwalt" vom AWO Familienglobus der AWO Düsseldorf den Kindern die unterschiedlichen Kinderrechte: beispielsweise das Recht auf Gesundheit, das Recht auf Bildung, das Recht auf Mitsprache und vieles mehr.

 

Die Schülerinnen und Schüler wurden nicht nur über die ihnen zustehenden Rechte informiert. Eigeninitiative und das Auseinandersetzen mit den verschiedenen Rechten standen besonders im Mittelpunkt dieses Projekttages. Die Kinder zwischen sechs und elf Jahren erarbeiteten Theaterszenen, schrieben Liedtexte, bemalten Jutebeutel, gestalteten Plakate, formulierten ihre Wünsche für einen Wunschbaum und setzen sich auf andere kreative Weise mit ihren Rechten und Pflichten intensiv auseinander.

 

Ziel des Projekttags war, dass sich die Kinder ihrer Rechte bewusst werden und dazu animiert werden, sich mehr zu beteiligen und so ihr Mitspracherecht wahrzunehmen.

Denn: Kinder sollten immer mitreden dürfen, bevor Entscheidungen getroffen werden.

Dies ist ein Blogpost im Rahmen des AWO-Wahlcountdowns 2017. Die Wochen vor der Wahl begleitet die AWO mit ihrem Wahlcountdown: 12 Forderungen an die Politik, eingebettet in 12 Themenwochen. Dieser Blogpost ist Teil der Themenwoche "Bildung und Erziehung".

Alle Themenwochen des Wahlcountdowns gibt es hier.

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