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AWO digital: Wie die AWO die digitale Transformation in und mit der AWO aktiv gestaltet

Von: Lorenz Grünewald-Schukalla und Helene Hahn

 

Politik und Zivilgesellschaft dürfen die Digitalisierung nicht allein der Wirtschaft überlassen. 

Digitalisierung ist seit Langem kein Nischenthema mehr, sondern zieht sich durch alle Lebens- und Arbeitsbereiche. Auch alle Einrichtungen und Gliederungen der AWO stehen vor den Chancen und Herausforderungen, die die digitale Transformation mit sich bringt, etwa bei der Unterstützung in der Pflege, der sozialen wie sozialpolitischen Arbeit, oder im bürgerschaftlichen Engagement. Politik und Zivilgesellschaft dürfen dieses Spielfeld nicht allein der Wirtschaft überlassen. Sie müssen sich stärker digitalpolitisch einmischen und ihre Erfahrungswerte aktiv einbringen, um Digitalisierung für offene und demokratische Gesellschaften mitzugestalten.

Das Projekt "AWO digital" ist ein Baustein dieses Prozesses, in dem die AWO die Chancen der digitalen Transformation aktiv nutzt und gestaltet. Das Projekt wird durch das BMFSFJ-Programm „Zukunftssicherung der Freien Wohlfahrtspflege durch Digitalisierung“ gefördert. Es hat das Ziel, agile, innovative und fachübergreifende Zusammenarbeit beim AWO Bundesverband e.V. für die eigene Zukunftsfähigkeit im Interesse des Gesamtverbandes zu fördern und digitale Tools und Methoden reflexiv zu erproben. Durch die Unterstützung und Vernetzung von und den Austausch von Akteur*innen mit Digitalisierungs- und Innovationskompetenz in der AWO werden diese Kompetenzen bundesweit skaliert.

In unserem Grundsatzprogramm verweisen wir darauf, dass durch die Digitalisierung neue, flexiblere Formen der Arbeit und Beschäftigung entstehen, jedoch die  "Chancen der Digitalisierung nicht zu verschlechterten Arbeitsbedingungen wie einer ständigen Erreichbarkeit führen" (S. 13) dürfen. Im Projekt "AWO digital" fördern wir beides. Wir beraten zu digitalem und dezentralem Arbeiten, informieren über digitale Tools und Veranstaltungsmethoden und unterstützen durch die Arbeit in flexiblen Teams und Erprobungsräumen beim Aufbau einer zukunftsfähigen digitalen Infrastruktur. Gleichzeitig begleiten wir diese Prozesse durch kritische und reflektierende Formate. In einer Workshop-Reihe haben wir beispielsweise Perspektiven erarbeitet, um das mobile Arbeiten in der Pandemie stärker an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden auszurichten und das Zusammenarbeiten in Teams zu stärken.

Neben der Reflektion und Stärkung des zeitgemäßen Arbeitens beschäftigen wird uns mit der Förderung digitaler Kompetenzen im Bildungsbereich. "Nur wer zur Nutzung von digitalen Medien und deren Informationen befähigt ist, kann selbstbestimmt und kritisch damit umgehen" (AWO Grundsatzprogramm, 2019: 13), sich an gesellschaftspolitischen Diskursen aktiv beteiligen und an Gesellschaft teilhaben. Ohne Zugang zu Informationen, den notwendigen Geräten und entsprechende Medienkompetenz besteht die Gefahr, dass Teile der Bevölkerung weiter abgehängt und ihrer Teilhabemöglichkeiten an Gesellschaft beraubt werden. Es benötigt Angebote für Kinder und Jugendliche - und auch für Erwachsene im Sinne des Konzepts für ein lebenslanges Lernen. Mit "AWO digital" eröffnen wir die dafür notwendigen Räume gemeinsam mit den AWO Gliederungen durch Austausch und Vernetzung zu digitalen Themen, Methoden und Kompetenzen. Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe "Café Digital" und im bundesweiten Netzwerk von Digitalisierungs- und Innovationsberater*innen erproben wir praktisch neue Tools sowie Moderationsmethoden und ermutigen einander über digitale Veranstaltungsformate wie Barcamps stetig die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen auszubauen und zu verstetigen. Unsere Arbeitshilfe E-Learning unterstützt Pädagog*innen und andere Wissensarbeiter*innen dabei, digitale Lernangebote zu gestalten und zu vermitteln.

Ein wichtiges und zukunftsweisendes Handlungsfeld für Politik und Gesellschaft ist die Digitalpolitik. Diese wollen wir - wie wir in unserem Positionspapier zur Bundestagswahl (S. 13) schreiben - gemeinsam gestalten. Denn: Digitalpolitische Entscheidungen habe direkte und indirekte Auswirkungen auf die Lebensbereiche, für die sich die AWO seit über 100 Jahren einsetzt. Für den AWO Bundesverband gilt es daher, sich weiterhin und verstärkt mit den eigenen Werten und Erfahrungen der Sozialen Arbeit in digitalpolitische Debatten auf Bundesebene einzubringen, Gesetzesverfahren zu identifizieren und zu begleiten. Bei "AWO digital" haben wir zwei digitalpolitische Themen besonders im Blick: Die geschlechtergerechte Digitalisierung und das Onlinezugangsgesetz (OZG). In einer fachübergreifenden Zusammenarbeit im Bundesverband haben wir die Ergebnisse des Dritten Gleichstellungsberichts kommentiert und bewertet. Außerdem beschäftigen wir uns in enger Zusammenarbeit mit anderen Wohlfahrtsverbänden mit der Frage, welche Auswirkungen die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes auf die Wohlfahrtspflege hat.

Unsere Arbeit verweist auf Digitalisierungsthemen, die in naher Zukunft wichtig werden, beispielsweise das der hybriden Arbeit: Wie müssen wir unsere Arbeitsformen und -Prozesse gestalten, wenn wir nicht mehr entweder im Büro oder Zuhause sind, sondern langfristig in wechselnden Konstellationen zwischen Arbeitsplatz und Orten mobilen Arbeitens zusammenarbeiten wollen. Vor allem aber: Wie können wir dafür sorgen, dass dies kein Projekt der Elite wird, sondern dass alle zu gleichen Teilen die neue Flexibilität hybriden Arbeitens genießen können? Dazu gehört auch, dass die Politik gute Rahmenbedingungen schafft, z.B. beim Ausbau von flächendeckendem Breitbandinternet, der Ermöglichung digitaler Teilhabe für alle und der Förderung digitaler Kompetenzen in allen Teilen der Gesellschaft. Zivilgesellschaft und Wohlfahrt können noch aktiver in die Gestaltung solcher digitalpolitischer Themen eingebunden werden und ein starker Partner gegen den Digital Divide und für eine offene und gemeinwohlorientierte Digitalisierung sein.

Die AWO begleitet die 12 Wochen bis zur Wahl unter dem Motto „Deutschland, Du kannst das!“ mit sozial- und gesellschaftspolitischen Forderungen an die kommende Bundesregierung. Dies ist ein Beitrag in der Themenwoche „Digitalisierung“. Mehr dazu unter: awo.org/bundestagswahl-2021

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